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2012: Enkel Familie Moddel (Australien)

Spurensuche 2012: Die Enkel von Martin und Martha Moddel aus Sydney zu Besuch in Berlin

Samstag, 5. Mai, kamen Dr. D. Moddel mit seiner Frau für 5 Tage nach Berlin.

Vor 40 Jahren war Dr. D. Moddel als 17-jähriger mit seinem Vater Peter Moddel und der Familie in Berlin. Peter Moddel und sein Bruder Harry waren die Söhne des Schneidermeisters Martin Moddel und seiner Frau Martha, ehemals Falterweg 11. Sie schafften es im Juli 1938 nach Australien zu fliehen.

Dr. D. Moddel erinnerte, daß sein Vater 1972 zum Taxifahrer sagte: „Bitte zum Falterweg 11.“ Als der Fahrer nicht recht wußte, wo die Straße ist, zeigte Peter Moddel ihm den Weg – nach 34 Jahren wußte er dies noch genau. Beim Haus angekommen, öffnete niemand. …

Der Taxifahrer meinte, man könne doch beim Nachbarhaus fragen, Peter wollte nicht. Der Fahrer klingelte und eine nette Familie öffnete, begrüßte die Besucher aus Sydney herzlich. Peter Moddel hatte über die Filmstudios auf der gegenüberliegenden Seite erzählt – auch daß er eine schöne Kindheit in Eichamp hatte.

Martin Moddel mußte seine Fabrik für Damenmäntel in der Neuen Friedrichstr., jetzt Anna-Louise Karschstr. nahe dem Hackeschen Markt aufgeben. Sein Miteigentümer war auch Eichkamper und führte sie fort, schickte nach dem Krieg noch Schnitte nach Australien.

Peter mußte englisch lernen – es war nicht einfach zu der Zeit als Deutscher in Australien. Dr. D. Moddel studierte Medizin, arbeitet als Praktischer Arzt in Sydney, hat mit seiner Frau, einer Rechtsanwältin, 3 jugendliche Söhne.

Ihre Großeltern wohnten zufällig in der Kantstrasse, der Großvater war auch Schneider. Er konnte kaum über die Zeit in Berlin sprechen, da er während und nach der Progromnacht 1938 viel Schlimmes erlebte. Er flüchtete mit der Familie nach Südamerika, später nach Australien.

Dr. D. Moddel und seine Frau besuchten hier Museen, ein Konzert in der Philharmonie, die Hackeschen Höfe. Sie konnten sich nicht vorstellen, nach Eichkamp zu kommen und das Haus der Großeltern anzuschauen, es berührt zu viel Schmerzliches. Auch den jüdischen Friedhof in Weissensee konnten sie nicht besuchen, wo noch einige Gräber ihrer großen Familie bestehen.

Sie sagten, daß sie sich als Australier fühlen, aber in Berlin wäre es total anders als in Paris oder anderen europäischen Städten. Hier denken sie viel an ihre Vorfahren.