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Erna und Leonor Leonhard, Alte Allee 17

Alte Allee 17

(gesprochen von Günther Piorkowski)

Erna Leonhard, geb. Hirschfeld, wurde am 23. Juni 1893 in Werl geboren.

Ihr größter Wunsch war es, Schauspielerin zu werden. Nach dem Besuch der Jüdischen Mädchenschule musste sie, dem Rat der Eltern folgend, jedoch erst auf der Handelsschule die Grundlagen der Büroarbeit erlernen, um danach die Schauspielschule besuchen zu dürfen. Sie hat auf verschiedenen Bühnen gestanden – nicht nur in Berlin – und auch eigene Rezitationsabende entwickelt.

Ihre Künstlernamen sind Erna Feld oder Leonhard-Feld. In der Nazizeit durfte sie nicht mehr auftreten und arbeitete dann als Sekretärin unter anderem in der Jüdischen Reichsvereinigung. So war es vor allem die Büroarbeit, die ihr finanziell ermöglichte, mit ihrem Sohn Leonor, *05.04.1923 in Wernigerode, in einem der kleinsten Häuser von Eichkamp leben zu können.

Vater von Leonor ist der Autor Rudolf Leonhard, der seinem Sohn wenig mehr als seinen guten Namen mit ins Leben gab. Über ihn hat Leonor einen Halbbruder, Wolfgang Leonhard (*1921), der in der Nachkriegszeit ein erfolgreicher Schriftsteller wurde.

Ein brüderliches Verhältnis hatte Leonor zu seinem 14 Jahre älteren Onkel Hans Hermann Hirschfeld, der die Lager Theresienstadt und Auschwitz als einziger seiner Familie überlebt hat und dessen unveröffentlichte Lebensgeschichte erhalten ist.

Erna Leonhard war 49 Jahre und ihr Sohn Leonor 20 Jahre, als beide am 12. März 1943 von der Großen Hamburger Str. aus mit dem 36. Ost-Transport ins KZ Auschwitz deportiert und sehr wahrscheinlich bereits am Ankunftstag in der Gaskammer des KZ ermordet wurden.

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English

Erna Leonard, née Hirschfeld, was born on 23 June 1893 in Werl. It was her greatest wish to become an actress. After finishing the Jewish Girls’ school her parents made her go to a business school to learn the basics of office work before they would allow her to attend a drama school. Due to ‘stage fever’ she had multiple performances on stage and she arranged a number of recitation performances as well. Her stage name was Erna Feld or Erna Leonard-Feld. After the takeover of the Nazis she could no longer work as an actress. Therefore, she got employed by the Jewish Administration (Juedische Reichsvereinigung) as a secretary. She became financially independent and, together with her son Leonor, *5 April 1923 in Wernigerode, she could afford to stay in Eichkamp, in one of the smallest houses. The author Rudolf Leonhard was Leonor’s father, and through him Leonor had a 2 years older half-brother, Wolfgang Leonhard, who became a successful author after the war. Leonor was very close to his 14 years older uncle Hans Hermann Hirschfeld, who could come through both concentration camps Theresienstadt (Terezin) and Auschwitz. He was the only one of the whole family who survived the Nazi period. His unpublished biography still exists. On 12 March 1943 Erna Leonard was 49, her son Leonor 20 years of age when they were deported to the concentration camp Auschwitz with the 36th East Transport. They were killed in the gas chamber on the same day of their arrival.